Swinging Instruments and Vocals
Jazz-Workshop für Schul-Bigbands
Der von der Jazz-Legende Peter Herbolzheimer gegründete Workshop zur Nachwuchsförderung findet nun seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Musikakademie Kürnbach statt. Nach dem Tod Herbolzheimers übernahm Klaus Graf (SWR-Bigband) und sein Dozententeam die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern. Auch die Big Band des JKG durfte schon an der begehrten Jazz-Begegnung teilnehmen.
Jazz-Workshop 2015
Wo die Jugend groovt und swingt kommt Freude auf
Im Bürgerzentrum ging am Mittwoch der Bär ab, denn die Jazz-Eleven brachten selbst Senioren auf Trapp. Als Altjazzer – ein Begriff besonderer Wertschätzung – unterhält Reiner Senger, der Musikreferent in der Schulabteilung des Regierungspräsidiums Karlsruhe beste Kontakte ins Jazzprofi-Lager, aber auch in die schulische Jazz-Szene. Manch einer wusste gar nicht, dass es diese in erlebter Qualität schon gibt, bis beim Jazz-Event sowohl die Standards, aber auch heiße Improvisationen der Solisten und Schulbands den Saal zum Swingen und Rocken brachten. Drei Gymnasien entsandten ihre Formationen zum 15. Mehrtagesworkshop in die Musikakademie nach Kürnbach, die mit Direktor Georg Lernbass ein Segen für unsere nordbadisch-kurpfälzische Region ist, und die niemand wagen sollte, uns wegzunehmen. Zum Auftakt die Jungjazzer in der Big-Band des Justus-Knecht-Gymnasiums Bruchsal mit Heimvorteil und Christian Kowollik am Pult, Arrangeur für die ausgefallene Besetzung mit Oboen und Flöten, blitzsauberer Intonation, eine super Sax-Besetzung und herrlich fetzigen Synkopen. Gerne hätte der Rezensent die Namen aller Instrumentalsolisten, vor allem der vier hervorragenden Gesangstalenten genannt, hätt er sie nur gewusst. Allerdings ist die kollektive Würdigung der Leistungen aller Swing-Ensembles ohnehin angemessener, als die Aufzählungen der vielversprechenden Solisten des Abends.
Das Moll-Gymnasium Mannheim mit Musikprofil in der Dachverantwortung von Frederik Diehl folgte mit dem Jüngsten am Schlagzeug, einer Edeljazzerin am Flügel, tollen Solisten, dem immer gesunden Forte und aufblitzenden Trompetenstichen mit überzeugender Bühnenpräsenz. Wohl allen Schulen, die mehrere studierte und jazzkompetente Schulmusiker im Kollegium haben und die obendrein auch motiviert und deputatsentlastet sowohl fachkompetent als auch pädagogisch in der Lage sind, ihre Bands auf Hochform zu bringen. Aus Nagold kam die vom Chefjazzer Thomas Kalmbach inspirierte Formation mit mega-cooler Gesangssolistin, die auch mit Vokalisen zu improvisieren verstand, dazu ein Sextanertalent am Solo-Altsaxophon und überzeugender Big-Band-Kultur, mit rockigem Swing und heißem Groove.
In der zweiten Konzerthalbzeit präsentierte Reiner Senger seinen überregional ausgewiesenen und beispielgebenden Gospel- und Jazzchor Kirrlach mit tollen Arrangements, guten Solisten und überzeugender Präsentation, begleitet von der Nagolder Band. Begeistert überreichte Frau Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick verbale Blumen an die Akteure und dankte für das Benefiz-Engagement, denn alle Eintrittsspenden gehen an die Bruchsaler Musikschulstiftung und fließen damit zurück als Stipendien an den Musikernachwuchs.
In Kürnbach lernten die jungen Frontsängerinnen von der US-amerikanischen Jazzsolistin Judy Niemak aus Pasadena/Kalifornien und die Instrumentalisten von den professionellen Dozenten Klaus Graf, Saxophon, Christian Meyers, Jazz-Trompete und Eckhard Stromer an den Drums, allesamt ausgewiesene und erfolgreiche Hochschullehrer mit jahrelanger Praxis. Über allem schwebt Reiner Senger, ein Glücksfall für die auch jazzorientierte anspruchsvolle Schulmusik und ein zweiter Rainer namens Rapp, Schulamtsleiter im Bruchsaler Rathaus, den das gemeinsame und inspirierte Musizieren begeistert und dieses auch hervorragend organisieren kann. Als Zugabe im Finale hatte die nordbadische Lehrer-Big-Band Premiere, eine ebenso interessante Initiation von Reiner Senger.
Das Bildungsziel wurde sicht- und hörbar erreicht: gemeinsam mit den Lehrern als ambitionierte Musikpädagogen und vielen Schülern aller Altersstufen motiviert zu musizieren und zu improvisieren ohne Ansehen sonstiger schulischer Disparitäten. Darüber hinaus rundum Erfreuliches und Begeisterndes auf hohem Niveau gestalten, das mit lebenslangem Können nachhaltiger sein wird, als jede terminale Abiturnote. Hochachtung – und weiter so.
Text: Johann Beichel (2015)
Fotos: C. Kowollik (2015)
Jazz-Workshop 2012
Bericht: BNN Mai 2012 (PDF)
Jazz-Workshop 2011
Bericht: BNN vom 01.06.2011 (PDF)
Fotos: C. Kowollik (2011)