Wer war Justus Knecht?
Zum 100. Todestag von Justus Knecht
Der hundertste Todestag von Friedrich Justus Knecht jährt sich am 31. Januar 2021
Justus Knecht starb im Alter von 81 Jahren als hoch geachteter Weihbischof der Erzdiözese Freiburg, seit 1919 auch als Ehrenbürger der Stadt Bruchsal.
Als vor genau 100 Jahren der Namensgeber unserer Schule, Dr. Friedrich Justus Knecht, am 31.1.1921 starb, war die Welt nicht in Ordnung:
Was ist in seinem Lebenslauf bemerkenswert für uns als Schulgemeinschaft?
– zeitlebens engagierte er sich intensiv als Religionslehrer an diversen Schultypen
– er hatte seine Schüler immer im Blick
– er war sich der Zeitnot der Lehrer bewusst und wollte praktische Hilfe leisten
– er hat Bücher zu biblischen Geschichten geschrieben, um damit komplizierte Glaubensfragen anschaulich zu machen
– sein Lehren und Unterrichten hatte den Anspruch, alle Kinder mitzunehmen, auch (und vielleicht sogar besonders) diejenigen, denen es nicht leichtfällt.
Viele seiner Positionen sind sicherlich im Rahmen seiner Zeit zu sehen. Aber sein schulisches Engagement und sein wacher Blick auf das reale Leben im Klassenzimmer werden in seinen Büchern sehr deutlich. Es könnte interessant sein, mit neuem Blick auf den kleinen Jungen aus Bruchsal zu schauen, der vor hundert Jahren im Chorumgang des Freiburger Münsters seine letzte Ruhestätte fand.
Text: Stefan Hanke (2021)
Bilder: Auszüge aus der „Biblischen Geschichte“
Der Namensgeber unserer Schule
Das Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal, die frühere Oberrealschule, erhielt am 25. Februar 1946 mit Zustimmung des Bruchsaler Stadtrates den Namen Justus-Knecht-Realgymnasium. Man wollte damit das Lebenswerk des in Bruchsal geborenen Friedrich Justus Knecht würdigen und den kommenden Generationen in Erinnerung rufen.
Friedrich Justus Knecht wurde am 7. Oktober 1839 als Sohn des Bruchsaler Schneidermeisters Heinrich Ludwig Knecht und von Catharina Knecht, geb. Schmer in Bruchsal geboren. Er besuchte von 1843 bis 1849 die Volksschule und von 1849 bis 1856 das Gymnasium in Bruchsal. Ab 1856 besuchte er das Lyzeum Rastatt. Nach dem Abitur 1858 dort und dem Studium der katholischen Theologie in Freiburg (1858-1861) trat er 1861 ins Priesterseminar in St. Peter ein und wurde am 5. August 1862 dort von Erzbischof Hermann von Vicari zum Priester geweiht.
Unmittelbar danach wirkte Justus Knecht als Vikar in Durmersheim, Rastatt, Freiburg (St. Martin) und war ab 1863 zeitgleich Repetitor und Präfekt im Erzbischöflichen Knabenseminar und Religionslehrer an der Höheren Bürgerschule in Freiburg. 1864 wurde er Pfarrkurat in Emmendingen und 1866 Pfarrer in Buchholz bei Freiburg. Nachdem er 1869 als Pfarrverweser bzw. Benefiziatsverweser nach Gengenbach und 1871 nach Seelbach und nach Reichenbach berufen worden war, wurde er dort 1872 als Pfarrer investiert. Im Jahre 1874 wurde er von Bistumsverweser Lothar von Kübel zum Erzbischöflichen Schulinspektor ernannt. Als Pfarrverweser mit Absenz wurde er 1877 nach Erlach berufen. Im darauffolgenden Jahr wurde er an der Universität Tübingen zum Doktor der Theologie promoviert und 1879 als Pfarrverweser nach Schuttertal berufen, wo 1880 seine Investitur gefeiert wurde. Im Jahr 1881 wurde Justus Knecht zum Ehrenmitglied der Katholischen Deutschen Studentenverbindung „Hercynia Freiburg im Breisgau“ ernannt. 1882 berief ihn (der 1806 ebenfalls in Bruchsal geborene) Erzbischof Johann Baptist Orbin in sein Domkapitel und betraute ihn mit der besonderen Verantwortung für Schule und Religionsunterricht in der Erzdiözese Freiburg.
Im selben Jahr verfasste Justus Knecht den Praktischen Kommentar zur Biblischen Geschichte. Ebenfalls 1882 folgte die Herausgabe der Kurzen Biblischen Geschichte für die unteren Schuljahre der Katholischen Volksschule, welche in insgesamt zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Schon bei seiner Ernennung zum Domkapitular sollte Justus Knecht nach dem Willen von Papst Leo XIII. zum Weihbischof ernannt werden. Laut Necrologium Friburgense von 1926 stellten sich jedoch „Hindernisse verschiedener Art“ in den Weg. 1893 erhielt er von Papst Leo XIII. den Ehrentitel „Päpstlicher Geheimkämmerer“ und wurde 1894 zum Weihbischof von Freiburg und Titularbischof von Neve (einem untergegangenen Bistum mit Sitz am Berg Nebo in Jordanien) ernannt. Nach dem Tod von Erzbischof Johann Baptist Orbin 1886 galt er als möglicher Nachfolger, wurde jedoch von Seiten der Badischen Landesregierung von der Kandidatenliste gestrichen. Im Jahre 1896 wurde Justus Knecht zum Freiburger Domdekan und somit als Kapitularvikar zum Vorsteher des Domkapitels ernannt. So war er nach dem Tod von Erzbischof Johannes Christian Roos 1896 bis 1898 Erzbistumsverweser, erlangte die Titel „Päpstlicher Thronassistent und Comes Romanus“ und leitete während der zwei Jahre andauernden Sedisvakanz bis zur Ernennung von Georg Ignaz Komp die Erzdiözese Freiburg. Schließlich kam 1907 seine Biblische Geschichte für Schule und Haus heraus. Als Anerkennung für seine großen Verdienste als Religionspädagoge und seine erfolgreichen schriftstellerischen Aktivitäten verlieh ihm der Bruchsaler Stadtrat anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages am 2. Oktober 1919 das Ehrenbürgerrecht. Im Alter von 81 Jahren verstarb der Bruchsaler Ehrenbürger Justus Knecht am 31. Januar 1921 in Freiburg, wo er am 3. Februar im nördlichen Chorumgang des Münsters in der Heimhofer-Kapelle beigesetzt wurde.
Text: Wip
Foto: Stadt Bruchsal